Vor vielen Jahren habe ich einen Urlaub damit verbracht mit Freunden Ungarn auf der Donau rudernd zu erobern. Begleitet wurde diese Fahrt von einem sehr freundlichen Einheimischen, der sich jeden Tag darum kümmerte, dass wir abends etwas landestypisches zu essen bekamen. Dabei waren ein Kesselgulasch (auf einem Campingplatz im Kessel über dem Feuer gekocht), eine Fischsoljanka – höllisch scharf, aber sehr gut und an einem Abend Krautwickel. Gekocht hatten diese die Frauen von Mitgliedern aus dem Ruderclub in dem wir an dem Abend übernachtet hatten. Nun muss man wissen, dass ich zu dem Zeitpunkt wirklich kein Freund von Kohlrouladen oder Krautwickeln war. Ich fand sie einfach zu fad. Aber diese waren großartig. Mit viel Paprika gewürzt und irgendwie schmeckten sie auch nach Sauerkraut. Gefüllt waren sie mit einer Füllung aus Hackfleisch und Reis. Und dazu gab es Sauerrahm.

Als ich wieder zu Hause war, begann ich alle verfügbaren Kochbücher nach Rezepten abzusuchen. Aber ich konnte nichts finden, dass diesen Wickeln nahe kam. Einige Jahre später fand ich in einem Rezeptheft aus DDR-Zeiten irgendwo in den Beständen meiner Schwiegermutter ein Rezept, dass sich von den Zutaten her irgendwie passend las.

Inzwischen bin ich mir sicher zu wissen, warum ich kein Rezept gefunden habe – ich habe inzwischen gelesen, dass in Bulgarien und Griechenland – und offensichtlich auch Ungarn ganze Kohlköpfe zum Säuern eingelegt werden. Es soll sie wohl in einigen Läden auch in Deutschland geben. Ich habe sie noch nirgendwo gefunden. Und solange halte ich mich an das Rezept, dass ich bei meiner Schwiegermama gefunden habe. Die Wickel sind so vielleicht nicht ganz original. Aber sie schmecken uns trotzdem.

Eigentlich ist es bei uns eher ein Winter-Essen. Schon weil die Zutaten im Winter eher Saisongemüse sind, als im Sommer. Aber irgendwie waren die Wickel diesen Winter in Vergessenheit geraten. Und ehe es jetzt wirklich warm wird, gab es sie am Wochenende.

Ungarischer Krautwickel

Ungarischer Krautwickel

Ungarische Krautwickel
 
Portionen: 4
Zutaten
  • 200 g gemischtes Hackfleisch
  • 50 g gekochter Reis (diese Menge habe ich verdoppelt)
  • 1 Ei
  • 1 TL Paprika edelsüss
  • Salz
  • 1 Pr. Majoran
  • 2 Knoblauchzehen
  • 100 g Zwiebeln
  • 1 Weißkohlkopf
  • Schweineschmalz
  • 400 g Sauerkraut
  • (Salz), Paprika
  • 400 g geräucherte Schweinerippchen (Kassler-Rippchen) – in einzelne Rippen getrennt
  • ½l Brühe (oder auch mehr)
  • 4 EL Joghurt (oder Sauerrahm)
Zubereitung
  1. Aus dem Hackfleisch, dem gekochten Reis, Ei, Paprika, Salz, Majoran, zerdrücktem Knoblauch und angebratenen Zwiebelwürfeln eine Masse herstellen.
  2. Den Weißkohl in einem großen Topf blanchieren und nach und nach vorsichtig die äußeren Blätter entfernen. Sie sollten möglichst nicht zerreißen. Den festen Strunk aus dem Blatt herausschneiden. Jeweils einen 1 EL der Masse je Blatt einwickeln. Die Wickel müssen nicht zusammengebunden werden. Das sollte 8 kleinere Krautwickel ergeben.
  3. In einem Schmortopf das Schweineschmalz erhitzen und ca. ⅓ des Sauerkrautes kurz anschmoren lassen. 1 TL Paprikapulver über dem Sauerkraut verteilen und ganz kurz etwas anrösten lassen. Bitte nicht zu lange, sonst wird es bitter. Den Topf danach von der warmen Platte nehmen. Auf das Sauerkraut werden jetzt die Krautwickel gelegt, möglichst in einer Schicht. Auf und um die Krautwickel werden die Kasslerrippchen gelegt. Zwischenräume zwischen den Wickeln werden mit Sauerkraut “ausgestopft” und dann wird alles mit einer Schicht Sauerkraut abgedeckt, mit Paprika bestreut und mit Brühe aufgefüllt. Im Rezept ist Salz aufgeführt. Aber nach meiner Erfahrung sollte man damit vorsichtig umgehen, da Sauerkraut und Rippchen ja schon Salz enthalten.
  4. Jetzt kommt der Deckel auf den Topf und alles wird auf kleiner Flamme ca. 2 Stunden gegart.
  5. Ich mache das meist schon am Abend vorher, weil ich finde, dass es aufgewärmt am nächsten Tag noch besser schmeckt, weil alles besser durchziehen konnte.
  6. Jeder bekommt dann etwas Sauerkraut, Rippchen, einen Krautwickel und einen Klecks Joghurt auf seinen Teller. Wer mag kann Salzkartoffeln dazu servieren. Die kann man allerdings auch weglassen 😉 .

Auch wenn das Rezept für den Winter zu spät kommt – Guten Appetit. Aber wer sagt denn, dass man das nur im Winter essen sollte? Uns hat es damals auch bei 40 Grad Hitze mitten im Sommer prima geschmeckt.

3 Kommentare

  1. Hallo,
    in der Markthalle am ungarischen Stand gibt es nicht nur excellente scharfe Paprikawurst, sondern eben auch besagte Weißkrautköpfe am Stück, die sind schon fertig gekocht. Ich habe einen mitgenommen und will heute die ungarischen oder kroatischen? Krautwickel kochen.

  2. Sorry, vergaß dass es sich um die Markthalle in Stuttgart handelt

    • Schön, dass es dafür in Ihrer Nähe eine Quelle gibt. Ich habe leider immer noch keine gefunden. Viel Erfolg beim Kochen. Ich hoffe, es schmeckt.

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