Ich wünschte, ich könnte schreiben. Dann würde ich über den Koch schreiben, der es anmaßend findet, dass seine Gäste sein Essen bewerten.

So lautete ein Tweet von mir heute früh. Inzwischen bin ich soweit, dass ich sage – was soll’s. Ich tue es trotzdem.

Gestern Nachmittag im Auto lief wie meist MDRinfo. Irgendwo muss frau ja mitbekommen, was so los ist in der Welt – oder spezieller in Mitteldeutschland. Als ich einschaltete, lief gerade ein Telefoninterview mit Peter Maria Schnurr, dem einzigen 2 Sterne-Koch in Sachsen. Nun lausche ich normalerweise gern guten Köchen und hörte entsprechend aufmerksam zu. Es ging darum, dass er seine Sterne schon seit Jahren verteidigt, warum es in Ostdeutschland so wenige Sterne-Restaurants gibt, ob der Gault Millau noch zeitgemäß ist – und die letzte Frage zielte auf seine Meinung zu Foodblogs (eigentlich eher auf die Bewertung von Restaurants durch Blogs) ab.

Die Antwort fand ich im ersten Moment arrogant, dann machte sie mich nachdenklich und nach einigem Nachdenken machte sie mich wütend.

Die Quintessenz seiner Antwort ist, dass er es anmaßend findet, wenn jeder drittklassige Hobbykoch, der gerade mal in der Lage ist ein Nudelfertiggericht und vielleicht noch ein anständiges Gulasch zu kochen, sein Restaurant bewertet.

Nun glaube ich, dass jeder Koch jederzeit für eine bestimmt Zielgruppe kocht. Zu Hause koche ich für einen Kindergeburtstag andere Sachen, als wenn ich für Freunde koche und wenn die Oma zu Besucht kommt, dann gibt es wieder anderes.

Genauso hat jedes Restaurant auch gewisse Zielgruppen. Und für mich zählen die Nudelfertiggericht-Köche nicht zur Zielgruppe eines Sternerestaurants. Dorthin gehen zum einen Leute, die zu viel Geld haben und der Meinung sind, dass sie standesgemäß ausgeben müssen. Aber diese Gäste werden kaum nach dem Restaurantbesuch einen Blogeintrag über ihr Erlebnis schreiben.

Die andere Zielgruppe sind Menschen, denen ihr Essen einiges wert ist und die bereit sind für ein besonderes Essen etwas mehr Geld zu zahlen. Das sind normalerweise Menschen die sich mit dem Thema „Essen“ eher intensiv beschäftigen, wahrscheinlich selbst auch ganz gut kochen können. Ich würde also davon ausgehen, dass diese Gäste das Essen sehr wohl einschätzen können.

Herr Schnurr spricht aber genau dies seinen Gästen ab. Er nimmt nur das Urteil von anderen Köchen (Gault Millau) an. Jede andere Meinung über sein Essen empfindet er als anmaßend.

Ich habe für Herrn Schnurr und seine Haltung nur eine Antwort:

Lieber Herr Schnurr, normalerweise bin ich neugierig auf gutes Essen. Ich mag es Aromen heraus zu schmecken, mich von ungewöhnlichen Kombinationen und unerwarteten Konsistenzen überraschen zu lassen. Aber ihre arrogante Haltung, die mir genau dies bzw. die Fähigkeit dies zu tun abspricht, verdirbt mir leider den Appetit auf Ihr Essen.

 

Wer das Interview selbst hören möchte kann dies auf der Seite von MDRinfo tun. Ich weiß nicht, wie lange es verfügbar bleibt. Der für diesen Blogeintrag relevante Teil beginnt bei ca. 2:20.

3 Kommentare

  1. Es ist ausgesprochen unangenehm für Herrn Schnurr, daß nicht nur seine Kollegen zu ihm zum Essen kommen. Und daß er von Gästen abhängig ist, die nur dann wiederkommen, wenn es ihnen bei ihm geschmeckt hat.

    • Ich finde diese Haltung unglaublich arrogant. Und mir stellt auch die Frage, welches Verständnis er von seinem Beruf hat. Geht es ihm nur um Selbstbestätigung? Dann ist er in einem Dienstleistungsberuf aber sehr falsch.

  2. Nun, auf meinen Besuch wird der Herr dann wohl auch verzichten können.

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